Caetitu: Gibson_ Weston_Mattos_Blume 4 (Bras, GB, D) Yedo Gibson…Tenorsaxophon, Klarinette Veryan Weston…Piano Marcio Mattos…Kontrabass Martin Blume…Schlagzeug Caetitu auf myspace: http://www.myspace.com/caetitu aktuelle CD "Caetitu" auf Yedo Gibson, ein junger Saxophonist und Klarinettist aus Sao Paulo, repräsentiert die junge aufstrebende Improvisationsszene Brasiliens, welche Traditionen brasilianischer Musik mit zeitgenössischer Avantgarde verbindet. Mit 11 Jahren lernte er Tenorsaxophon und gab bereits 15jährig Klassen am Aqui Jazz Conservatoire in Sao Paulo während er gleichzeitig überall in Brasilien mit Musikern wie Chico Cesar, Rosa Passos, "Panda" Gianfratti und Ricardo Zoio spielte. 1999 wurde er Mitglied der Gruppe „Armazen Abapuru“, einer Gruppe mit traditioneller brasilianischer Musik in einem zeitgenössischem Kontext. Sie nahmen zusammen mit Musikern der Hermeto Pascoal Group zwei CDs auf. 2005 zog er nach London, wo er vor allem mit Veryan Weston und im London Improvisers Orchestra arbeitet. Zur Zeit studiert er Komposition am Royal Conseravtoire in Den Haag bei Gilius van Bergeijk. Veryan Weston ist einer der Pioniere der britischen Improvisationsmusik seit den Tagen des legendären „Little Theater Clubs“ in London und Entdecker und Förderer Yedo Gibsons. Hierzulande ist er meist als kongenialer Partner von "the voice" Phil Minton bekannt. Beide arbeiten seit 30 Jahren in verschiedensten Projekten vom Duo bis zur aktuellen Gruppe 4Walls zusammen. Ein Kritiker schreibt begeistert: Formularbeginn Presse: "Das international besetzte Quartett "Caetitu" begeistert beim Klangbilder-Konzert zur Ausstellung "Puntos de vista". Ab und zu wird auch in Bochum die musikalische Minderheit bedient. Jetzt war mal wieder so ein seltener Tag: Im Museum gastierte am Samstag die Gruppe "Caetitu" mit Improvisierter Musik; ein Auftritt im Rahmen der verdienstvollen Reihe "Klangbilder", die aktuelle Ausstellungen mit aktuellen Tendenzen der Avantgarde anreichert. Immerhin fast 80 Interessierte waren gekommen; für die als "sperrig" oder "schwierig" verschrieene Improvisierte Musik ein beachtliches Auditorium, das dem gut einstündigen Auftritt konzentriert folgte. Das international bestückte Quartett bot mit Veryan Weston (Klavier, GB), Marcio Mattos (Bass, Brasilien/GB) und Martin Blume (Bochum) drei gestandene Männer der Impro-Szene auf, denen sich mit Yedo Gibson aus Sao Paulo ein "junger Wilder" am Tenorsaxofon zugesellte. Die vier durchaus unscheinbar auftretenden Protagonisten lieferten eine ganz und gar nicht unscheinbare Vorstellung ab, deren musikalischer Quintessenz sich in den Köpfen der Zuhörer gewiss bewahren wird - tatsächlich zeigte der Abend, was inspirierte und kommunikative Musiker zu leisten vermögen. Zur Improvisierten Musik gehört der Mut, sich dem Ungewöhnlichen zu stellen, das Ungehörte zu Gehör zu bringen und dabei nicht beliebig zu klingen. Das erfordert Stehvermögen: Aktive wie Zuhörer müssen sich stets auf irrlichternde Improvisationen einlassen, die den gängigen Hörgewohnheiten bewusst entgegenlaufen. "Caetitu" bewies das mal wieder nachdrücklich. Die drei namenlosen, jeweils rund 20-minütigen Sets vermittelten vielmehr ein Panoptikum der Töne und Geräusche, mal sphärisch-schwebend, mal bodenständig-zupackend. Veryan Weston, der große Wegbereiter der Moderne, braucht keine klotzigen Akkordcluster, um sich zu positionieren; oft reichen ihm sechs, sieben Töne, die er in rasend schneller Folge zu Sound-Monolithen auftürmt. Marcio Mattos am Kontrabass verlegt sich nicht aufs "Begleiten", sondern steuert mit Gleit-, Zerr- und Quietschtönen eine unverkennbar eigene Stimme bei. Martin Blumes Perkussion ist zwar unterschwellig von einer an den Hard Bop erinnernden Rhythmisierung gekennzeichnet, aber tatsächlich ist seine Klangästhetik eher von der Kunst der Verlangsamung und der Durchlässigkeit von Sounds geprägt. Neben dem üblichen Schlagzeug-Arsenal kommen Handglocken, Schellen, Holzklötze zum Einsatz. Ganz groß auf spielte Yedo Gibson. Obschon eher schmal gebaut, ist er ein Tenor-Spieler von beseelter Ausdruckskraft und herzerfrischender Power. Seine Improvisationen haben beides, Geist und Witz. Im Grenzbereich zwischen Ton und Geräusch lotet Gibson schlafwandlerisch sicher die Möglichkeiten seines Instruments aus, vom kreischenden Überblasen bis zur erdigen Blue Note. Selbst das Klopfen mit den Klappen seines Horns wird da zu Musik. Großartig! Ihre nachgerade lyrischen Solo-Beiträge unterlaufen die Musiker im tutti immer wieder mit überrumpelnden, gleichwohl strukturierten Free-Eruptionen, die so gar nichts mehr mit dem "Kaputtspielen" seliger Free-Jazz-Zeiten à la Brötzmann zu tun haben. Vielmehr ist hier eine kontrollierte Expressivität am Werk - oder sollte man es eine expressive Kontrolle nennen? Schwer zu sagen: Die Musik von "Caetitu" kann man, wie jede Improvisierte Musik, von vielen Seiten betrachten. Wie ein Hologramm hat sie eine schillernde Oberfläche und eine verstörende Tiefe, deren Faszination sich um so mehr entzieht, je näher der Hörer ihr zu kommen scheint. WAZ 26.08.2007 Jürgen Boebers-Süßmann |
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